Praxis- & Zoom-Seminare: Berichte

 

Übersicht

2022

  • 01. April            Zoom-Vortrag: "Küken, Kies und Kennringe: Großmöwenkolonien im Binnenland"
  • 09./10. April      Praxisseminar Wasseramselfang
  • 22. April            Zoom-Seminar: "Integriertes Monitoring von Singvogelpopulationen (IMS)"
  • 04./05. Juni       Praxisseminar Waldlaubsänger

 

 

Zoom-Vortrag: "Küken, Kies und Kennringe: Großmöwenkolonien im Binnenland"

mit Hendrik Trapp, 01.04.2022, Online-Veranstaltung

In seinem Abendvortrag am 01.04.2022 gab Vereinsmitglied Hendrik Trapp einen Einblick in die Beringung von Großmöwen. Zahlreiche Teilnehmer konnten über Zoom verfolgen, wie sich das Brutvorkommen in verschiedenen Bundesländern (Brandenburg, Berlin, Sachsen, Sachsen-Anhalt) entwickelt hat, welche Ergebnisse mit der Farbberingung von Großmöwen erzielt wurden und welche Erfahrungen Hendrik Trapp mit verschiedenen Fangmethoden gemacht hat. Die Veranstaltung ermunterte die Online-Teilnehmenden, selbst nach farbberingten Möwen Ausschau zu halten.

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Praxisseminar Wasseramselfang

mit Michael Wimbauer, 09./10.04.2022, Kellerwald (Nordhessen)

Durch den Gastgeber Michael Wimbauer bestens vorbereitet startete am 09.04.2022 12 Uhr nach freundlichem Empfang und erstem Kennenlernen das Praxisseminar Wasseramsel – konkret der Fang zur Brutzeit- im Kellerwald in Nordhessen. Das Auto war schon mit allerlei Gerät gepackt und so konnte es gleich losgehen.

Die Täler von Wesebach, Urff, Wildebach, Itter und Sonderbach in der abwechslungsreichen Mittelgebirgsgegend mit bewaldeten Bergkuppen, eingestreuten Rodungsinseln kleiner Dörfer, Bergwiesen und Weiden stellen einen idealen Lebensraum für die Wasseramsel dar.

An vielen der zahlreichen kleinen Brücken im Gebiet sind Wasseramselkästen, z. T. vom Gastgeber selbst entwickelt, gebaut und angebracht. Gefangen wurde sowohl mit Kescher als auch mit Netz. Der Regen an den Tagen zuvor hatte die Bäche anschwellen lassen, sodass wir in Wathose bei kaltem Wetter in der Strömung unter den Brücken unser Glück beim Fang versuchen konnten.

Der Altvogel wird nach Möglichkeit im Kasten gekeschert und dann beringt, die Jungen im Alter zwischen 6 und 16 Tagen wurden kurzzeitig aus dem Nest entnommen, beringt und dann wieder zurückgesetzt. Dabei konnten wir zwei Bruten vollständig beringen, fünf Wiederfänge sind gelungen, vier Altvögel wurden neu beringt, sechs Paare saßen auf den Eiern. Bei der Nestkontrolle zeigte sich ein differenziertes Bild, während einige Vögel noch auf den Eiern saßen, vereinzelt sogar noch mit dem Nestbau beschäftigt waren, waren die größten Jungen schon 16 bis 17 Tage alt. Eine Wasseramsel wurde mit dem Netz gefangen.

Im Seminar trafen hauptsächlich langjährig erfahrene Beringer aufeinander, es wurden Informationen und Erfahrungen ausgetauscht, gefachsimpelt und auch für die, die beim Beringen noch ganz am Anfang stehen, gab es viel Interessantes und Unterstützung. Der Abend klang mit einem gemeinsamen Abendessen und vielen Informationen rund um die Wasseramsel und darüber hinaus auch anderen spannenden Projekten aus.

Mit Wetterbesserung am Sonntag zeigten sich auch noch die anderen Bewohner der waldreichen Umgebung. Dazu gehörten mehrere Schwarzstörche im Überflug, Rotmilan, Schwarzspecht, und viele Kleinvögel. Leider zeigte sich die in den Vortagen in der Gegend beobachtete Ringdrossel aber für uns nicht.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen brachen alle wieder auf, mit im Gepäck Impulse wie das neu gewonnene Wissen in der Zukunft Anwendung finden kann.
Ein herzliches Dankeschön am Michael Wimbauer für Organisation, die Übernachtung, die Versorgung und das sehr gelungene Seminar.

Text: Astrid Wabra

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Die Teilnehmenden beim Praxisseminar waren den Wasseramseln ganz nah. (Foto: Petra Quillfeldt)

 

Zoom-Seminar "Integriertes Monitoring von Singvogelpopulationen (IMS)"

22.04.2022, Online-Veranstaltung

Aufgrund des hohen Interesses fand im vergangenen April zum zweiten Mal ein Zoom-Seminar zum Thema „IMS“ statt. Es gab zwei Vorträge: Christine Mödinger stellte ihre Masterarbeit „Methoden zur Erfassung von Singvogelpopulationen. Ein Vergleich von Revierkartierung und Netzfang (IMS)" vor. Bert Meister berichtete über aktuelle Fangzahlen in verschiedenen IMS-Gebieten und gab weitere allgemeine Informationen zum IMS-Programm.

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Praxisseminar Waldlaubsänger

mit Michael Riess, 04./05.06.2022, Sterzhausen, Landkreis Marburg-Biedenkopf (Hessen)

Das Seminar startete am Samstagmorgen um 8 Uhr am Parkplatz Wichtelhäuser Steine bei Brungershaus - zum Glück entgegen aller Vorhersagen bei bestem Wetter. Der Parkplatz befindet sich in günstiger Lage am westlichen Ende des Südhangs vom Wollenberg, an dem zahlreiche Waldlaubsänger zu finden sind. Bei einer kurzen Vorstellungsrunde stellte sich heraus, dass jeder aus der Gruppe mindestens eine Person bereits kannte. Alle Teilnehmer*innen, mit Ausnahme von mir, kamen aus der Umgebung. Ich war bereits am Vortag angereist und hatte bei einer anderen Seminarteilnehmerin übernachten können. Die Gruppe bestand ausschließlich aus erfahrenen Beringungshelfer*innen und Beringer*innen. Mit Franziska Hillig versteckte sich unter den Teilnehmern*innen sogar eine weitere Expertin in Sachen Waldlaubsänger.

Zu Fuß sowie mit einem Begleitfahrzeug für das Fangequipment und reichlich Proviant ging es den Waldweg hinauf. Nach etwa einem halben Kilometer ließen sich in dem lichten Eichenwald bereits die ersten Waldlaubsänger hören.

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Im Habitat des Waldlaubsängers – Teilnehmende beim Praxisseminar Waldlaubsänger (Foto: Dana Schabo)

Zuerst wurde das Prinzip des Fangs von Männchen mit Klangtrappe und Japannetz vorgestellt. Ein Männchen sang ausgiebig wenige Meter südlich des Weges, perfekt für eine erste Fangdemonstration! Ganz nach dem Vorführeffekt flog der Vogel erstmal nicht ins Netz. Nicht weit davon konnten die Rufe von einem Weibchen gehört werden. Wir entschieden uns, dem Männchen eine Pause zu gönnen und nach dem Nest zu suchen. Das Vorgehen bei der Nestsuche wurde erklärt, jedoch verstummte das Weibchen leider bald. Daraufhin teilte sich die Gruppe auf, sodass eine Hälfte weiter nach dem Weibchen horchte, während die andere erneut versuchte, das Männchen zu fangen. Einen Augenblick später waren beide Gruppen erfolgreich. Als erstes betrachteten wir gemeinsam den gefangenen Waldlaubsänger. Da Waldlaubsänger im Winterquartier eine Vollmauser vollziehen, lassen sich die Vögel nur als diesjährig oder nichtdiesjährig ansprechen. Nach der Beringung vom Männchen schauten wir uns das entdeckte Nest an. Die Nester sind äußerst gut getarnt und ohne den unmittelbaren Anflug vom Weibchen sehr schwer zu finden. In dem Nest saßen einige Jungvögel, die erst einen Tag alt waren, zu jung zur Beringung. Das Altern von Jungvögeln erfolgt dabei anhand eines Leitfadens nach Wesołowski & Maziarz (2009). Anschließend versuchten wir noch, das Weibchen nach dem Anfliegen des Nestes mit dem Kescher zu fangen, jedoch ohne Erfolg.

Nachdem nun alle Grundlagen angesprochen und demonstriert waren, ging es ans Üben. Mit zwei 6 m Netzen bewegten wir uns im Wald den Hang hinauf. Beim nun zweiten Versuch, ein Männchen zu fangen, stellte sich der Erfolg – zur Freude aller Seminarteilnehmer - deutlich schneller ein als beim ersten „Vorführeffekt-Männchen“. Insgesamt gelang es uns am Samstag, 8 männliche Waldlaubsänger zu beringen sowie zwei Nester mit jeweils eintägigen Küken finden.
Neben der Zielart konnten Buntsprecht und Waldbaumläufer gefangen werden. Über zweiteren freute ich mich sehr, da ich ihn zum ersten Mal in der Hand hielt.
Abends ging es zu unserem Zeltplatz, auf dem Grundstück von Franziska. Bestens versorgt durch unseren Seminarleiter Michael und seine Frau Christine wurde gegrillt. Nebenbei wurden noch Netze gestellt und es gab regen Austausch in idyllischer Atmosphäre. Zur großen Freude gingen am Abend noch Nachtigall und Feldschwirl ins Netz, ebenfalls neue Arten in der Hand für manche der Anwesenden.

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Junge Waldlaubsänger in der Hand (Foto: Dana Schabo)

Am nächsten Morgen war es bewölkt und stärkerer Regen war ab ca. 14:00 Uhr vorhergesagt. Nach dem gemeinsamen Frühstück ging es zu Fuß zurück in den Wald. Da der Fang von Männchen am Vortag bereits sehr erfolgreich war, konzentrierten wir uns am Sonntag auf die Suche von Nestern. So nahmen wir nur Kescher, Zange, Ringe und Messwerkzeug mit. Die Gruppe teilte sich erneut auf, um sich besser auf die Rufe der Weibchen konzentrieren und dank der vielen Leute eine größere Fläche gleichzeitig abdecken zu können.

Insgesamt gelang es uns am Vormittag vier Nester zu finden. In drei Nestern waren die Jungvögel zwischen vier und neun Tagen alt, so dass wir insgesamt 18 diesjährige Individuen beringen konnten. In dem vierten Nest waren die Jungvögel erst zwei Tage alt. Mit einer Menge Glück (und großem Geschick; Anm. d. Red.) bekam ich die perfekte Gelegenheit, ein Weibchen auf dem Nest zu Keschern, worüber ich mich äußerst freute. Damit haben wir während des Seminars insgesamt sechs Nester gefunden und 27 Waldlaubsänger beringt: acht adulte Männchen, ein adultes Weibchen und 18 Jungvögel.

Bei einem abschließenden Pizzaessen gab es einen letzten Austausch, bevor es ans Verabschieden ging.

Vielen lieben Dank an Michael und Christine für die grandiose Leitung des Seminars. Ein großer Dank auch an Franziska für die große Gastfreundschaft auf ihrem traumhaften Grundstück und Finja für die freie Couch für die Nacht vor dem Seminar. Einen herzlichen Dank auch an Mona die diesen Bericht inhaltlich sowie formal aufgewertet hat. Auch den anderen Teilnehmer*innen vielen Dank, die Stimmung war wirklich super! Auch als einziger Nicht-Hesse habe ich mich sehr wohl gefühlt.

Text: Nikolas Pohl

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Zweites Gruppenfoto, diesmal mit Waldlaubsänger (Foto: Dana Schabo)

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