Praxis- & Zoomseminare: Berichte
Übersicht
2024
- 12.-14. Januar 17. Praxisseminar Fang von Greifvögeln und Eulen
- 26.-28. Januar 7. Praxisseminar Fang von Greifvögeln und Eulen
- 09. Februar Zoom-Vortrag "Sahara - Sand und Sanderlinge - Ringablesungen in Mauretanien"
- 01. März Zoom-Vortrag "Radiotelemetrie von Singvögeln rund um die Nordsee"
- 15. März Zoom-Vorträge zum Thema "Steinadler"
- 13./14. April Praxisseminar Wasseramselfang
- 26./27. Apr, 12./13. Jul, 20./21. Sep Fangtage am Rietzer See
- 17. Mai Zoom-Vortrag "Wiesenweihen im südlichen Brandenburg - Monitoring, Schutzmaßnahmen und Beringung"
- 16.-18. August Praxisseminar Blenden und andere Nachtfangtechniken
- 06.-08. September Praxisseminar Fangmethoden Singvogelfang
17. Praxisseminar Fang von Greifvögeln und Eulen
mit Andreas Goedecke, 12.-14. Januar 2024, Beinrode /Eichsfeld (Thüringen)
Mitte Januar fanden sich am traditionellen Seminarort Beinrode/Eichsfeld 20 Teilnehmer zusammen, um sich Theorie und Praxis des Greifvogelfanges zu widmen. Der Theorieteil wurde wieder online per Zoom übertragen und fand auch dieses Mal wieder eine große Zahl interessierter Zuhörer (90 Onlineteilnehmende).
Bei ziemlich guten Bedingungen ging es dann am Samstag und Sonntag mit fünf Teams auf Fangtour. Insgesamt wurden 20 Turmfalken (darunter fünf Kontrollen von Ringvögeln) und drei Mäusebussarde gefangen. Das Ergebnis war etwas niedriger als erwartet, die Vögel waren insgesamt scheinbar zu gut genährt und daher nicht so großes Interesse an unseren Fallen. Nichtsdestotrotz waren alle Teams erfolgreich und alle TeilnehmerInnen konnten einem erfolgreichen Fang beiwohnen.
Text: Andreas Goedecke
7. Praxissemianr Fang von Greifvögeln und Eulen
Ende Januar fand in Sachsen-Anhalt zum 7. Mal das Praxisseminar Fang von Greifvögel und Eulen statt. Trotz deutschlandweitem Lokführerstreik und Bauernprotesten in Berlin schafften es alle zwölf Teilnehmer*innen rechtzeitig nach Dabrun und konnten bei Kachelofenwärme, selbstgemachter Pizza und u. a. Biervariationen mit den Namen „Stolzer Hahn“ und „Schräger Vogel“ den Abendvorträgen lauschen: Wie fängt man überhaupt Greifvögel und wo werden diese in Sachsen-Anhalt beringt und später wiedergefunden? Von welchen Beringungsorten stammen die Vögel, die in Sachsen-Anhalt abgelesen, gefunden oder gefangen wurden? Was ist bei der Beringung zu beachten und wie bestimmt man das Alter und/oder das Geschlecht der Vögel richtig?
Am Samstag und Sonntag konnten die fünf Fangteams ihr theoretisches Wissen dann im Feld bei Temperaturen von rund 5 °C und Sonnenschein erfolgreich umsetzen. Am Samstagabend wurden zudem noch Waldohreulen am Schlafplatz gefangen. Diese reihen sich in ein Projekt ein, dass Nico Stenschke, Lydia Heinzel und Volker Nickels in Pratau und Umgebung betreiben und welches sich mit den äußeren (Gefieder-) Merkmalen in Bezug zum Geschlecht beschäftigt.
Insgesamt konnten an dem Fangwochenende 13 Turmfalken, sechs Mäusebussarde, ein Raubwürger, ein Raufußbussard und zwei Waldohreulen gefangen werden. Jedes Team war erfolgreich und konnte das bereits erlernte Wissen auch praktisch anwenden.
Nicht nur Neuberingungen konnten verzeichnet werden, unter den gefangenen Turmfalken befanden sich auch zwei mit Ring. Der Vogel mit der Ringnummer IA 146175 wurde am 25. Mai 2022 zusammen mit seinen fünf Nestgeschwistern in Pratau (LK Wittenberg) beringt und beim Seminar nach 612 Tagen 14 Kilometer nordöstlich vom Beringungsort wiedergefangen. Ein weiterer Turmfalke, beringt am 28. April 2022 als vorjähriges Männchen ebenfalls in Pratau, konnte zudem nach 640 Tagen drei Kilometer südwestlich vom Beringungsort kontrolliert werden.
Vielen Dank an den Hauptorganisator Nico Stenschke, die weiteren Fangteamleiter Eike Steinborn, Helmut Brücher, Mark Schönbrodt und Luis Langfeld sowie die tatkräftige Unterstützung von Lydia Heinzel und Axel Schonert!
Text: Susanne Kreutzer
Beim 7. Fangseminar Greifvogel und Eulen in Dabrun gelang die Neuberingung eines Raubwürgers. Foto: H. Lee-Höpfel.
Zoom-Vortrag "Sahara - Sand und Sanderlinge - Ringablesungen in Mauretanien"
Vortrag von Andreas Goedecke und Rico Spangenberg, Referent: Andreas Goedecke, 09. Februar 2024
Zoom-Seminare erfreuen sich immer mehr großer Beliebtheit, so auch das Seminar am 09. Februar 2024 über eine expeditionsartige Ornithologenreise nach Mauretanien. Über 90 Teilnehmer konnten zum Seminar begrüßt werden.
Zu Beginn des Seminars stellte Andreas Goedecke den doch eher unbekannten Wüstenstaat mit interessanten Schilderungen über das Land mit der weltgrößten Wüste, der Sahara, über die Menschen und deren Kulturen, vor. Unterlegt wurde dieses mit beeindruckenden Bildern.
Bereist wurde das Land von der Hauptstadt Nouakschott aus immer entlang der Küste, zuerst nach Süden mit Ziel Diawling-Nationalpark. Der anschließende Weg in den Norden führte in den Banc d’Arguin-Nationalpark und an die Nordgrenze zu Westsahara. Übernachtet wurde zwei Mal in einem Hotel in der Hauptstadt und bei den anderen sieben Übernachtungsstopps nur in Zeltcamps in der Sahara (s. folgende Fotos).
Die Reisegruppe bestand aus elf Reiseteilnehmern aus Deutschland und Österreich, aus zehn gestandenen Ornis und einem Tierfotografen. Für das Wohl und die aufwändige Logistik – immerhin mussten bei Stopps immer wieder die Zelte neu auf- und abgebaut und das Verpflegungsequipment bereitgestellt werden - sorgten sechs einheimische Begleiter und der Guide. Der Transport mit fünf gelände- und saharatauglichen Rovern war nicht immer risikoarm.
Besonders spannend dann der ornithologische Teil des Abendvortrages. Die Westküste Mauretaniens mit ihren riesigen Feucht-gebieten im Diawling-Nationalpark und den Salinenlandschaften im Norden ist bekannt für die große Anzahl überwinternder euro-päischer Vögel wie z. B. Fischadler, Löffler, Sanderling, Bachstelzen, Schafstelzen, Braunkehlchen, und verschiedene Limikolenarten. An einheimischen Arten waren u. a. anzutreffen: Weißbrustkormoran, Rosapelikan, verschiedene Reiher, Streifenlist (Foto unten), Blauwangenspinte und Kaptäubchen.
Am Ende der Reise konnten Nachweise von insgesamt 205 Vogelarten erbracht werden.
Für die Reiseteilnehmer Andreas Goedecke, Dieter Kronbach und Rico Spangenbergt, allesamt Beringer und ProRing-Mitglieder, war das Ziel der Reise noch ein ganz konkreteres, nämlich die Ablesung beringter Vögel. Andreas und Rico, den Hauptakteuren bei der Ringablesung, gelang das mit viel Aufwand beeindruckend.
Links: Sanderling; Rechts: Ringableser in Aktion
Die Ergebnisse der Ablesungen:
Zwölf Arten mit 76 Individuen: Fischadler, Brandseeschwalbe, Raubseeschwalbe, Flussseeschwalbe, Zwergseeschwalbe, Rüppelseeschwalbe, Heringsmöwe, Dünnschnabelmöwe, Sanderling, Steinwälzer, Uferschnepfe und Löffler
14 Nationen: Belgien, Dänemark, Deutschland, England, Frankreich, Italien, Libyen, Mauretanien, Niederlande, Norwegen, Schottland, Schweden, Slowenien, Spanien
Fischadler
Die Zoomteilnehmer bekamen durch den Vortrag einen recht guten Eindruck von der Avifauna dieses weitgehend unbekannten und selten so bereisten westafrikanischen Landes. Wie immer gab es nach dem Vortrag Gelegenheit, sich ausgiebig über alles rund um die sehr spezielle Reise auszutauschen. – Im Nachgang zu dieser Reise bietet ProRing-Mitglied Hartmut Meyer von Bartmeise-Reisen (www.bartmeise.de) an, Reisen in dieses touristisch kaum erschlossene Land für Gruppen ab sechs Teilnehmern auszurichten. ProRing würde gerne für die kommende Wintersaison eine reine Ablesereise nach Mauretanien organisieren. Interessenten dafür melden sich bitte bei Andreas Goedecke (goedecke@proring.de).
Text: Dieter Kronbach, Fotos: Rico Spangenberg und Dieter Kronbach
Zoom-Vortrag "Radiotelemetrie von Singvögeln rund um die Nordsee"
Vortrag von Thiemo Karwinkel, 01. März 2024
Das Seminar zum Thema „Radiotelemetrie von Singvögeln rund um die Nordsee - von der Grundlagenforschung bis zum Artenschutz“ von Thiemo Karwinkel, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Oldenburg, war mit knapp 80 Teilnehmern sehr gut besucht. Thiemo hielt einen sehr anschaulichen Vortrag über den Nutzen der Radiotelemetrie für verschiedene Fragestellungen der Grundlagenforschung, des Artenschutzes und der Ökologie. Er erläuterte, wie die Amsel mit dem "Handy unter dem Flügel" Daten liefert und wie die "Radios der Sendestationen" die Signale der Sender empfangen. Daran wird nun mancher Teilnehmer nun denken, wenn er sein Handy benutzt und das Radio einschaltet. Die lebhafte Fragerunde im Anschluss zeigte, dass das Thema für viele interessant, aber auch sehr komplex ist. Die Evolution und/oder individuelle Entscheidungen spielen hier eine große Rolle und machen einfache Erklärungen fast unmöglich. Eine Antwort wirft gleich mehrere neue Fragen auf. Uns allen wurde schnell klar, dass es unglaublich viele Möglichkeiten gibt, diese Methode zur Beantwortung von Fragen einzusetzen – nicht nur an der Nordsee, sondern auch an der Ostsee und auf dem Festland. Ein Teilnehmer schlug vor, Interessierten die Möglichkeit zu bieten, die Sendestationen mit Hausantennen etc. zu verbinden, sodass deutschlandweit viel mehr Daten durch Citizen Science gewonnen werden könnten. "Gerne, wenn es jemand entwickelt", war Thiemos Antwort, denn nicht nur die Ausstattung, sondern auch die Finanzierung erschwert solche Ansätze natürlich. Thiemo selbst hofft, dass die derzeitige Methode der Radiotelemetrie, z. B. über das MOTUS-Netz, gar nicht mehr nötig sein wird, sondern dass mit fortschrittlicheren Methoden die Daten ohne diesen Aufwand viel schneller und in größerer Menge gewonnen werden können. Und wir hoffen, dass hier noch viel zu gewinnen ist und dass Thiemo uns Laien die komplexen neuen Erkenntnisse dann noch einmal anschaulich und verständlich erklärt.
Text: Natalie Wellbrock
Zoom-Vorträge zum Thema "Steinadler"
Vorträge von Kamran Safi und Rebekka Kreikenbohm, 15. März 2024
Der Steinadler ist eine Vogelart, die wohl kaum eine Beringerin oder ein Beringer einmal in die Hand bekommt. Umso spannender war es für die über 90 Teilnehmenden des Zoom-Seminars am 15. März 2024 in zwei sehr anschaulichen Vorträgen Neues aus der Forschung über diese eindrucksvolle Spezies zu erfahren. Dabei wurden Ergebnisse aus dem grenzübergreifenden Steinadlerprojekt präsentiert, welches vom Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie (Radolfzell) in enger Zusammenarbeit mit der Konrad Lorenz Forschungsstelle für Verhaltens- und Kognitionsbiologie der Universität Wien (Grünau im Almtal) und der Schweizerischen Vogelwarte Sempach koordiniert wird und an dem u. a. auch der Nationalpark Berchtesgaden und der Nationalpark Stelvio in Südtirol beteiligt sind. Dabei wurden seit 2017 bisher 97 junge Steinadler mit solarbetriebenen GPS-Sendern ausgestattet, die zudem über Beschleunigungsmesser Hinweise darauf geben, ob der Vogel frisst, ruht oder fliegt.
Im ersten Vortrag mit dem Titel „Von der Wiege zum Territorium – Was die Wander- und Lehrjahre der Jungsteinadler beinhalten“ berichtete der Leiter des Steinadlerprojektes Kamran Safi (Forschungsgruppe Tier-Umwelt Interaktionen am Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie) über die ersten vier Lebensjahre dieser besenderten Vögel. Es zeigte sich, dass die jungen Adler nach dem Verlassen des Horstes zunächst noch die meiste Zeit im elterlichen Revier verbringen, von dem aus sie immer wieder mehrere Ausflüge machen, bevor sie dieses spätestens im April des Folgejahres endgültig verlassen. Gut genährte Jungvögel emigrieren dabei früher aus dem Territorium der Eltern als solche, die schlechter von ihren Eltern mit Nahrung versorgt wurden. Haben sich die Jungadler „abgenabelt“, dringen sie in einen Bereich vor, in dem sich aufgrund der hohen Dichte von etwa 1.300 bis 1.500 Revieren im Alpenraum ein Steinadlerrevier an das nächste anschließt. Um Konflikte mit Revierinhabern zu vermeiden, hielten sie sich meist in kleinen Bereichen zwischen den Revieren auf. Es konnte beobachtet werden, dass die jungen Vögel in der ersten Zeit vor allem Aas (Fallwild) als Nahrungsquelle nutzen. Darüber hinaus verdeutlichte Kamran Safi, dass „Fliegen wie ein Adler“ gelernt sein muss. Erst mit zunehmendem Alter erlangen die jungen Adler die Fähigkeit, die aufsteigende Thermik und nicht nur vorhersagbare Aufwinde an Bergkanten für den Segelflug richtig zu nutzen. Schließlich zeigte er in einem kurzen Video, wie aufwändig der Fang eines fast flüggen Jungadlers am Nest und dessen Besenderung sind, wobei zahlreiche helfende Hände benötigt werden.
Im zweiten Vortrag des Abends mit dem Titel „Einfluss von Wetter und Klima auf die Brutleistung der Steinadler in den Nördlichen Kalkalpen“ sprach Rebekka Kreikenbohm über die Ergebnisse ihrer Masterarbeit im Rahmen des Steinadlerprojektes, welche an der Konrad Lorenz Forschungsstelle betreut wurde. Wider Erwarten konnte sie nach Verknüpfung von Brutdaten aus 92 Steinadlerrevieren mit Wetterdaten keine deutlichen direkten Effekte von Wetterbedingungen auf Schlupf- und Bruterfolg nachweisen. Vielmehr scheinen die komplexen Wettereinflüsse, wenn überhaupt, eher indirekt über die Nahrungsverfügbarkeit den Bruterfolg zu beeinflussen. Auch Extremwetterereignisse wie starker Schneefall während der Bebrütungsphase kann zu Brutverlust führen. Aber am wahrscheinlichsten ist die von ihr beobachtete Abnahme des Bruterfolgs auf menschliche Störungen in Horstnähe zurückzuführen. Die hohe touristische Nutzung des Alpenraums muss daher so geleitet werden, dass Steinadler ungestört brüten können.
Die rege Diskussion am Ende der Veranstaltung verdeutlichte, wie viele Fragenstellungen es noch im Leben von Steinadlern zu untersuchen gibt. Wer noch im Nachhinein einen Einblick in die Forschungsergebnisse des Steinadlerprojektes haben möchte, kann auf Anfrage bei Arndt Wellbrock (wellbrock@proring.de) eine PDF-Datei von einem Übersichtsartikel in der Zeitschrift Ornis zugesendet bekommen.
Steinadler in den Schweizer Alpen (NP Pfyn-Finges; Foto: Giles Laurent; Wikimedia Commons; Fotoausschnitt).
Text: Arndt Wellbrock
Praxisseminar Wasseramselfang
mit Michael Wimbauer, 13./14. April 2024, Kellerwald (Nordhessen)
Am 13. und 14. April dieses Jahres fand das zweitätige Seminar zum Fang und der Beringung von Wasseramseln statt. Durchgeführt wurde dies von Michael Wimbauer im Kellerwald im Landkreis Waldeck-Frankenberg. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde ging es bei bestem Wetter direkt los und verschiedene Fangmethoden wurden vorgestellt: Zum einen wurden
Nistkästen nach Bruten kontrolliert, vorhandene Nestlinge kurz aus den Nistkästen genommen und dessen Alter bestimmt. Waren die Nestlinge alt genug, wurden diese beringt. Zum anderen wurden Altvögel durch das Keschern und das Aufstellen eines Netzes quer zum Bachverlauf gefangen. Am Abend des ersten Tages stellte Michael sein Wasseramselprojekt anhand eines Vortrages vor: Die Wasseramsel ist in der Mittelgebirgslandschaft weit verbreitet und in vielen Bächen anzutreffen. Perfekte Bedingungen, um diese Art näher zu untersuchen und den Fang der Wasseramsel vorzustellen. Seit 2014 wird an rund 260 Nistkästen im Landkreis der Bruterfolg der Wasseramsel jährlich von Michael dokumentiert und die Vögel beringt. In dieser Zeit wurde eine Vielzahl an Ansiedlungen dokumentiert: Die Ansiedlungen mit der geringsten (1,83 km) und weitesten Distanz (78,7 km!) zum Schlupfort ist von zwei Geschwistertieren belegt.
Am nächsten Tag wurden die Fangmethoden weiter erprobt: Das Keschern der Altvögel wurde von allen Teilnehmenden erfolgreich durchgeführt, sodass einige Neu- und Wiederfängen anfielen. Hingegen war das Aufstellen eines Netzes an beiden Tagen bis auf den Fang einer Gebirgsstelze erfolglos. Beeindruckend waren Naturnester auf einem Betonpfosten unterhalb einer Brücke: Wie auf einer Perlenkette reihten sich sechs Naturnester aneinander! Welches der Nester besetzt ist, wurde mit einer Wärmebildkamera identifiziert. Auch der fachliche Austausch blieb nicht zu kurz: So wurde von den Teilnehmenden über ihre Methode der Freilassung von zuvor gefangenen Altvögeln berichtet. Sie lassen die Wasseramseln so frei, dass sie an dem Nest vorbeifliegt, von dem sie vorher gekeschert wurden. So sehen die Vögel, dass die Nester wieder zugängig sind und sie so schnell wieder zu ihren Jungtieren können. Und damit endete bereits das Seminar mit vielen neuen Eindrücken und Erkenntnissen.
Gruppenbild mit Wasseramsel. Foto: J. Bienhaus
Text: Jaqueline Bienhaus
Fangtage am Rietzer See
mit Tobias Dürr, 26./27.04., 12./13.07. & 20./21.09.2024, Groß Kreutz OT Schenkenberg (Brandenburg)
Auch in diesem Jahr gab es am Rietzer See – einem der bedeutendsten Brut- und Rastgebiete für Vögel im Land Brandenburg – wieder die Möglichkeit, an drei Terminen bei den traditionellen Fangaktionen am NABU-Naturschutzzentrum Rietzer See in Schenkenberg dabei zu sein. Aus diesem Jahr berichtete Tobias Dürr, dass es katastrophale Einbrüche bei Schilfrohr- und Teichrohrsänger gab, ebenso waren auch die Fangzahlen vom Blaukehlchen ungewöhnlich niedrig. Leider fand sich in diesem Jahr kein Teilnehmender, der einen Bericht schreiben konnte.
Nähere Details zu den Fangaktionen und zu den Terminen in der Saison 2025 erfahren Sie bei Tobias Dürr (fledermausduerr@gmx.de).
Zoom-Vortrag „Wiesenweihen im südlichen Brandenburg – Monitoring, Schutzmaß-nahmen und Beringung“
Vortrag von Helmut Brücher, 17.05.2024
Im Rahmen der ProRing-Zoomveranstaltungen berichtete Helmut Brücher am 17. Mai 2024 in einem Abendvortrag über das Wiesenweihenschutzprojekt im Fläming, das mit dem Brandenburgischen Naturschutzpreis 2022 ausgezeichnet wurde. Neben Wissenswertes zur Arterkennung als Einstieg gab Helmut Brücher einen anschaulichen Einblick in die aufwändigen Schutzmaßnahmen der Brutplätze. Die Wiesenweihe nutzt als Ersatzbruthabitat Getreidefelder. Durch zeitaufwändiges Absuchen von Feldern werden die Neststandorte lokalisiert und die zuständigen Landwirte informiert. Danach wird zum Schutz vor Prädation ein Gatter (2 x 2 m und 1 m hoch) aus Stabmattenzaunelementen aufgestellt und mit einem zusätzlichen Überkletterschutz versehen. Die Art des Gatters wurde über die Jahre so ausgewählt, dass die Akzeptanz der Weibchen möglichst schnell erfolgt. So war die Wahl der Maschengröße entscheidend, damit die Durchsicht möglichst für das brütenden Weibchen gewährt ist. Zum Zeitpunkt der Ernte lässt der Landwirt das Getreide in einem Bereich von 50 x 50 m um das Nest stehen. Dafür erhält dieser eine finanzielle Entschädigung. Kurz vor dem Flüggewerden der Jungen werden diese mit dem Ring der BZ Hiddensee und einem Farbring markiert.
Bei diesem arbeitsintensiven Projekt werden die beiden Haupttätigen Helmut Brücher und Antje Drangusch durch viele ehrenamtliche Helferinnen und Helfer unterstützt. Dennoch werden laufend im Projekt weitere Hände und Augen benötigt. Wer also Interesse hat, Wiesenweihenschützerin/-schützer in Brandenburg zu werden, findet auf der Internetseite https://www.wiesenweihen-brandenburg.de/ weitere Informationen.
Text: Arndt Wellbrock
Praxisseminar Blenden und andere Nachtfangtechniken
mit Johannes Amshoff, 16.-18.08.2024, Münster (Nordrhein-Westfalen)
Das Seminar begann mit einem Treffen aller neun Teilnehmer in der Gaststätte "Heidekrug". Bei einem kühlen Getränk und leckeren Pommes kamen wir schnell miteinander ins Gespräch und allerlei Witziges, Interessantes und Fröhliches wurde ausgetauscht. Gut gestärkt machten wir uns danach auf, den Fangplatz auf der Deponie I am nördlichen Stadtrand von Münster zu besichtigen. Ein großes Netzquadrat war bereits für den Wachtelfang aufgebaut worden. Dazu kamen mehrere hundert Meter Netze, welche verteilt auf dem Deponiegelände standen und primär dem Kleinvogelfang dienten. Nach dem Rundgang durch das Fang-gebiet erklärte uns Johannes die Dinge, die für den Fang von Wachteln, die Hauptzielart des Seminars, wichtig sind. So ist der Einsatz einer Klangattrappe die gesamte Nacht hindurch essenziell, um überziehende Vögel anzulocken. Natürlich ist die mehrmalige Kontrolle der Netze über die Nachtstunden hinweg notwendig. Dabei sollte man sich aber möglichst wenig im Fanggebiet bewegen, da nachts aufgescheuchte Wachteln sofort abziehen. Nachdem alle Fragen beantwortet und die Netze geöffnet waren, zerstreute sich die Gruppe um eine kurze Nachtruhe zu halten. Ein Teil blieb und wurde vom Gesang der Wachtel in den Schlaf gewiegt. Der Rest hatte Quartiere in Münster bezogen. Um 5 Uhr morgens trafen sich dann alle wieder. Über Nacht hatte es angefangen zu regnen. Keine besonders guten Voraussetzungen. Trotzdem gingen drei Wachteln ins Netz und eine weitere verfing sich beim morgendlich Ablaufen der Fläche in den Maschen. Somit konnten wir trotz suboptimalen Fangbedingungen die Alters- und Geschlechtsbestimmung in der Praxis üben.
Fachsimpeln im Dunkeln. Foto: J. Amshoff
Nach einer langen Frühstückspause wurden mit endendem Regen die Kleinvogelnetze geöffnet. Bis zum Mittag konnten nun auch noch einige andere Arten gefangen und beringt werden. Dann ging jeder seiner Dinge nach: schlafen, Vögel beobachten, Essen kochen. Dann am Abend gab es eine ernüchternde Erkenntnis: auch dieses Mal sollte es gegen Mitternacht anfangen zu regnen.
Energie tanken bei der Frühstückspause. Foto: J. Amshoff
Aus diesem Grund wurde ein weiterer Netzfang über Nacht verworfen. Stattdessen versuchten wir es abends zunächst auf Eulen mit Netz und Klangattrappe. Eine interessierte Schleiereule wich dem Netz jedoch beständig aus. Als letzte Nachtfangmethode sollte nun noch das Blenden vorgeführt werden. Hierbei versteckt man sich hinter dem Licht einer starken Taschenlampe, indem man den Vogel damit blendet. Planmäßig lässt einen der verwirrte Vogel nah genug heran, um ihn mit einem Kescher fangen zu können. Dass diese Methode funktioniert, bewies Johannes mit dem Fang einer Wachtel. Der restliche Abend verlief dann ohne weiteren Fangerfolg, aber mit vielen Hasenbeobachtungen und einem Steinkauz auf einer Ackerfläche. Die letzte Aktion des Seminars war ein weiterer Kleinvogelfangmorgen nach Regenende auf der Deponie. Dabei kamen noch ziemlich viele Vögel zusammen, mit Highlights wie Wendehals oder Feldschwirl. Dann hieß es Abschied nehmen und die Teilnehmer des Seminars fuhren zurück in ihre Heimat.
Text: Ole Henning
Trotz nächtlichem Regen gute Laune beim morgendlichen Kleinvogelfang. Foto: J. Amshoff
Praxisseminar Fangmethoden Singvogelfang
mit Michael Wimbauer, 06.-08.09.2024, Edertal-Mehlen (Nordhessen)
Am letzten sommerlichen Wochenende des Jahres fand das Praxisseminar zu Fangmethoden Singvogelfang bei Michael Wimbauer im Edertal statt. Wir trafen uns am Freitag am frühen Abend im GoldWelten-Claim, einer Anlage zum Goldwaschen, die uns für dieses Wochenende für Übernachtung und Verpflegung zur Verfügung stand. Neben Michael Wimbauer und Jaqueline Bienhaus, die beide das Seminar anleiteten, waren wir aus Brandenburg und Bayern angereist. Vom Goldcamp ging es fußläufig direkt am Abend noch wenige hundert Meter weiter in Michael Wimbauers Beringungsgebiet, in dem er jedes Jahr viele tausend Vögel beringt. Auf dem Plan stand für den Abend der Rauchschwalbenschlaf-platzfang, daher spannten wir rund um einen alten Kiesteich die Netze auf und spielten Rauchschwalbenklangattrappen ab.
Neben der richtigen Methodik gehört zum Schlafplatzfang Glück, dass der Schlafplatz auch besetzt ist. Neben etwas „Beifang“ gingen zwar nur zwei Rauchschwalben ins Netz, dennoch konnten wir so direkt am ersten Abend schon viel Neues über Klangattrappen, dem richtigen Handling und der Alters- und Geschlechtsbestimmung lernen und kehrten hochmotiviert für den nächsten Morgen in unser „Goldcamp“ zurück. Von Michael und Jaqueline wurden wir nun bestens mit Gegrilltem und Bier versorgt und konnten nun auch unsere 6-köpfige Gruppe mit zwei weiteren Beringern aus Gießen komplettieren. Noch am späten Abend wurden Klangattrappen im Fanggebiet ausgebracht.
Am nächsten Morgen öffneten wir nach dem Frühstück alle Netze (606 Netzmeter). Bereits bei der ersten Kontrollrunde kamen alle mit vielen Beuteln zurück und so konnten Michael und Jaqueline uns über den Vormittag an insgesamt 266 Vögeln aus 19 Arten Vieles zeigen und selbst üben lassen. Die Altersbestimmung von Rotkehlchen, Mönchsgrasmücken, Rohrsängern, Heckenbraunellen, Baumpiepern und vielen anderen wurde ausführlich erklärt und das Messen von Flügel und P8 noch einmal geduldig gezeigt. Über den Tag hinweg wurden die Gesänge aus den Klangattrappen gewechselt und gezeigt, wie man so gezielt verschiedene Arten in die Netze locken kann.
Am Nachmittag fuhren wir in einen nahegelegenen Stadtpark und lernten, wie man Enten fängt und beringt. Trotz eines „Kartoffelfestes“, das viele Besucher anzog und durch laute Musik erschwerte Bedingungen schuf, konnten wir fünf Stockenten fangen. Von dort aus ging es dann direkt weiter zu einem Mehlschwalbenhaus. Hier kontrollierten wir zuerst mit einer Wärmebildkamera die Nester und konnten so vier späte Nestlinge beringen. Dann wurden zwei Hochnetze vor das Schwalbenhaus gestellt und eine Klangattrappe ausgebracht. Bis etwa 20 Uhr konnten wir so 22 Mehlschwalben fangen und beringen. Zurück im „Goldcamp“ grillten wir erneut und ließen den Tag gemeinsam Revue passieren.
Am nächsten Morgen wurde wieder von Sonnenaufgang bis etwa 13 Uhr auf 583 Netzmetern gefangen. Highlights waren drei Eisvögel und ein Sommergoldhähnchen. Im Schilf wurden zwei Stolperfallen für Wasserrallen aufgestellt, aufgrund des ungünstigen Wasserstands hatten wir aber keinen Erfolg. Auch am zweiten Tag hatten wir Glück mit dem Wetter und konnten insgesamt 259 Vögel aus 22 Arten fangen. So wurden am Wochenende schließlich insgesamt 481 Vögel beringt und 86 Vögel wiedergefangen. Mit 336 Individuen war die Mönchsgrasmücke vorherrschend. Nachdem die Netze geschlossen waren, aßen wir zum Abschluss gemeinsam Pizza und machten uns alle müde, aber hochzufrieden auf den Heimweg.
Das Wochenende war für uns alle eine Gelegenheit sehr viel Neues zu lernen und Bekanntes zu vertiefen, Handgriffe und Abläufe zu üben und viele Fragen zu stellen. Auch neben der Beringung hatten wir eine tolle Zeit und interessante und herzliche Gespräche. Vielen Dank an Michael Wimbauer und Jaqueline Bienhaus, die uns geduldig und ausführlich die vielen Fragen beantworteten und uns ein tolles und ereignisreiches Wochenende geboten haben. Wir freuen uns schon auf das nächste Seminar bei Euch!
Text: Verena Rupprecht
Teilnehmende beim PS Fangmethoden Singvogelfang. – Ein Eisvogel war auch dabei. Foto: J. Bienhaus